14 Apr

Stephan Eberhard & Nele Solf – How Does Time Behave on this Planet?

How Does Time Behave on this Planet?

 

I open my eyes. Half in darkness, half in light. Around me, a landscape that has been desertified. No one else seems to live here. The atmosphere is thick. There is sound of thunder that comes down out of the skies at night, that hides in the clouds and growls. There is lightning. And then silence, between waves at the ocean.

Are we on an island?

There is you. There you are. You are lying next to me. Breathing calmly.
We are at home on the flatlands. We long for the solid ground. For everything to exist. We have so much space to share. But now: With us dead birds. The sky isn’t up there; it’s between us. No. It comes from everywhere at once.
All this remains very strange.

You are moving. Actually, you never stay still. Actually, you never stay. Otherwise you’ll smash everything. Like a machine, a cyborg; but also a plant, living, dying.

Often at night, I am familiar, close. I am blood. But when you stir, you disturb the order. Worlds stand or fall. Final versions do not exist.

The world has this in it: The stars up above it. And this: The ice, the mirror. But not that: No exuberance, no turbulence.

We could enter into the nature. That sameness in which we have remained for centuries. Our horizon will never stop expanding. For us the sun does not simply rise or set. It’s like: I open my eyes. Half in darkness, half in light. Around me, a landscape that has been desertified. No one else seems to live here. The atmosphere is thick. There is sound of thunder that comes down out of the skies at night, that hides in the clouds and growls. There is lightning. And then silence, between waves at the ocean.

Are we on an island?

There is you. There you are. You are lying next to me. Breathing calmly.
We are at home on the flatlands. We long for the solid ground. For everything to exist. We have so much space to share. But now: With us dead birds. The sky isn’t up there; it’s between us. No. It comes from everywhere at once.
All this remains very strange.

You are moving. Actually, you never stay still. Actually, you never stay.

Otherwise you’ll smash everything. Like a machine, a cyborg; but also a plant, living, dying.

Often at night, I am familiar, close. I am blood. But when you stir, you disturb the order. Worlds stand or fall. Final versions do not exist.

The world has this in it: The stars up above it. And this: The ice, the mirror. But not that: No exuberance, no turbulence.

We could enter into the nature. That sameness in which we have remained for centuries. Our horizon will never stop expanding. For us the sun does not simply rise or set. It’s like:

No other geography is available. There is room enough, but there is nothing beneath. An interface between the sensible finitude of existential territories and the trans-sensible infinitude of the Universes of reference. No ground subsists. But no abyss, either.

 

– Stephan Eberhard & Nele Solf

11 Mrz

Cadarbre Exquis. Oder: die LitApp

Herr, ein Spatz irrt! LitApp-Startbildschirm – in Entwicklung befindlich

CADARBRE [von franz. Cadavre (Leichnam) + Arbre (Baum)] ist eine digitale Weiterentwicklung des surrealistischen Schreib- und Zeichenspiels Cadavre Exquis, auch bekannt als “das Knickspiel”:

«CADAVRE EXQUIS – Spiel mit gefaltetem Papier, in dem es darum geht, einen Satz oder eine Zeichnung durch mehrere Personen konstruieren zu lassen, ohne dass ein Mitspieler von der jeweils vorhergehenden Mitarbeit Kenntnis erlangen kann. Das klassisch gewordene Beispiel, das dem Spiel seinen Namen gegeben hat, bildet den ersten Teil eines auf diese Weise gewonnenen Satzes: Le cadavre-exquis-boira-le-vin-nouveau.» (André Breton, Paul Éluard: Dictionnaire abrégé du surréalisme. Éditions José Corti, Paris 1938)

Die LitApp ist ein Browser-basiertes Programm, in dem nach dem Vorbild von Cadavre Exquis ein Text (das CADARBRE) durch eine oder mehrere Personen fortgeschrieben wird. Dabei werden den Schreibenden vom vorhergehenden Text jeweils nur die letzten Worte oder Sätze angezeigt, so dass sie angehalten sind, assoziativ und spontan auf den angezeigten Text zu reagieren. Im Gegensatz zum papierbasierten Original erfolgt die Textgenese jedoch nicht linear sondern in einer zufälligen, sich verzweigenden Abfolge. So entsteht nicht nur ein Textstrang sondern ein ganzer, sich verzweigtender Textbaum:  Immer wenn eine Eingabe gespeichert wird, wird einer der bisher gespeicherten Sätze angezeigt. Die Nutzerin schreibt die Fortsetzung des angezeigten Satzes.

Wird ein Satz mehr als einmal angezeigt, erhält ein Satz mehr als eine Fortsetzung und der Text beginnt sich an dieser Stelle zu verzweigen.

Jeder Weg durch den Baum ist ein Text.

«Das Problem des CADARBRE ist nun folgendes: Auf einen Satz folgt ein nächster (auch Schweigen wird als Satz charakterisiert); verkettet wird ein Satz mit dem nächsten nach Satz-Regelsystemen, die innerhalb eines Diskursgenres gelten. Man könnte aber auch eine ganz andere Fortsetzung finden, egal welche, die dann einer anderen Diskursart angehören würde. Mann muss verketten, aber nicht in einer bestimmten Weise. Indem man verkettet, verhält man sich immer ungerecht gegenüber den möglichen Verkettungen, die nicht gewählt werden. Dies ist der Kern eines CADARBREs im Unterschied zu einer Monografie, die innerhalb eines Diskursgenres stattfindet und nach dessen Regeln geschrieben werden kann. Eine Monografie ist prinzipiell vollendbar, ein CADARBRE nicht. Jeder angeblich abgeschlossene Text wäre auch nur ein Text neben Anderen. In und nach welchem Diskurs sollte sich entscheiden lassen, dass einer dem anderen überzuordnen ist?» (frei nach Reese-Schäfer, Lyotard zur Einführung. Seite 64).

Stefan und ich, zu zweit im Zug durch das Schweizer Mittelland. Zwischen und kreist ein Laptop, darauf die LitApp. So entsteht ein unterwegses CADARBRE:

Wir fahren im Zug und fahren dahin. | Dahin, gerafft, wie man es lesen will, so lesen wir die Landschaft, der der Sichtbeton mehr eingeschrieben hat in 60 Jahren als Millionen geologischer Überschiebung und Sedimentation und was für Prozesse es da noch so gegeben hat, die jetzt nur noch die Freizeithügel. Wir fahren in die falsche Himmelsrichtung.
Idioten. | Idioten aber, Idioten sind immer die anderen, dachte er, während er und er, also sie beide, durch die Landschaft fuhren. Aber die falsche Himmelsrichtigung bleibt die falsche Himmelsrichtung, selbst wenn der eigentliche Lauf der Dinge, die Ordnung des Seins, keine Fehler kennt. Sie ist, wie sie ist. | Die Zuganzeige ist nicht mit der Ordnung des Seins gleichzusetzen; Minuten später die Anzeige «Winkel am See», wo Stadelhofen hätte stehen sollen, die Augenpanik gross, im Tunnelblick. Soviel also zu den Fehlern, dieses Fazit formuliert er lachend: | Oh mein Gott! Hier rägnäts waisch wie fäscht! Bei dir au? | Hach, antwortete das Gegenüber. Ohne eine Miene zu verziehen und ohne ein Wort zu sagen. Sie schwieg, wie man durch das Telefon hindurch hören kann. |

Wir fahren im Zug und fahren dahin. | Dahin, gerafft, wie man es lesen will, so lesen wir die Landschaft, der der Sichtbeton mehr eingeschrieben hat in 60 Jahren als Millionen geologischer Überschiebung und Sedimentation und was für Prozesse es da noch so gegeben hat, die jetzt nur noch die Freizeithügel. Wir fahren in die falsche Himmelsrichtung.
Idioten. | Der Regen. Derweil patscht er gegen die Fensterscheiben. Auf jener rechts von uns steht in Spiegelschrift »GEITSNIETON« und von Innen »Notausstieg. Hier einschlagen«. Ist das eine Aufforderung zu Gewalt im öffentlichen Raum? | Wie im Traum starre ich auf die kleine Wasserschlange die sich windend immer neue Wege übers Glas sucht, nur kleine Tröpfchen hinterlässt sie, wo sie war, aber auch wo sie nicht war, sind die Tröpfchen, dafür kleiner und mehr. Stimmt das? Sind sie nicht genauso gross und lediglich stochastischer auf der Scheibe verteilt, die spurlosen? Ich schlucke trocken. |

Ein CADARBRE „ist keine Schreibart, sondern deren Vielfalt, die Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten und insbesondere die Frage nach der Verkettung“. Sie ist in gewisser Weise die „Drohung des Ausfransens“ (frei nach Reese-Schäfer, Lyotard zur Einführung. Seite 71)

Wir fahren im Zug und fahren dahin. | Dahin, gerafft, wie man es lesen will, so lesen wir die Landschaft, der der Sichtbeton mehr eingeschrieben hat in 60 Jahren als Millionen geologischer Überschiebung und Sedimentation und was für Prozesse es da noch so gegeben hat, die jetzt nur noch die Freizeithügel. Wir fahren in die falsche Himmelsrichtung.
Idioten. | Der Regen. Derweil patscht er gegen die Fensterscheiben. Auf jener rechts von uns steht in Spiegelschrift »GEITSNIETON« und von Innen »Notausstieg. Hier einschlagen«. Ist das eine Aufforderung zu Gewalt im öffentlichen Raum? | Langsam stehe ich auf und drehe mein Gesicht in Richtung der Mitreisenden. Sekundenlang mustere ich die Gesichter und suche nach Anhaltspunkten für eine Provokation. Sollte ich keine finden, muss ich losschlagen. |

Wir fahren im Zug und fahren dahin. | Dahin, gerafft, wie man es lesen will, so lesen wir die Landschaft, der der Sichtbeton mehr eingeschrieben hat in 60 Jahren als Millionen geologischer Überschiebung und Sedimentation und was für Prozesse es da noch so gegeben hat, die jetzt nur noch die Freizeithügel. Wir fahren in die falsche Himmelsrichtung.
Idioten. | Gerafft. Aber auch geschafft. Landschaften drängen sich uns auf. Nicht wie Bücher, deren Sinn sich immer entzieht. Geraffte Zeit. Geraffte Welt. Gerafftes Nichts. Und immerfort wir fahren zurück. |

Der LitApp geht es darum, die Geschichte im Unentschiedenen zu halten. Reflexives Denken kann diese Unentschiedenheit nicht auflösen. Es kann diese nur in Worte fassen.  (frei nach Reese-Schäfer, Lyotard zur Einführung. Seite 70)

28 Jun

Über dem Dichter

für Dominic Looser und Ernst Jandl

Habemus
Dem Bartem dem Stoppelm
Den Taten den Drangen

Habemus
Alledem Stoppelm abgetrimmem
Und getatem dem allem Stoppelm
In 1 Krassem Tassem

Habemus
Getatem mehrerem Malem
Bis Krassem Tassem
sein halben-leerem mit Stoppelm

Habemus
Aufgefüllem
Krassem Tassem mit
Sichernichtstichfestem Yologhurt
Bifidus

Habemus
Ungerührt
Das allem
Und habem ausgetrunkem
Krassem Tassem im 7 Schluckem

Habemus
Stolz verkundet:

Habemus Stratschatella

12 Mrz

Ans Meer

Ans Meer.

Ich erkenne die Verschwörung.

Die gegen mich gespült wird.

Ich verstecke mich vor dem Wissen.

Doch Fliehen kann ich nicht.

Ich flüchte mich ins Nasse.

Die Wahrheit fischt mich heraus.

Ich drehe mich in Kreisen.

Doch ignorieren kann ich nicht.

Wenn einer eine Stellung verloren hat.

Und die Liebe einer Geliebten.

Und das alles innerhalb von Tagen.

Und er sich dann an einen Strand reist.

In einem kleinen Idyllenort.

Aber die Erkenntnis mich einholt.

Dass sich alle Welt gegen mich dreht.

Und ich mich in den Seetang lege.

Mit dem Mund unter Wasser.

Und mit der Nase über Wasser.

Und ich mich aufreibe anstatt mich aufzulösen.

Und die anderen Menschen mich ignorieren.

Aber nicht in Ruhe lassen.

Dann ist es offensichtlich.

Das gegen mich gespielt wird.

Zwischen den Schuppen kreiselt die Einsicht.

Unterm Schädel gefangen.

Dann bricht sie aus und geht auf Reisen.

An den Strand.

Wo es niemand weiss.

Solange die Kreditkarte gedeckt ist.

Wo es alle wissen.

Weil ich es ja weiss.

Weil T es weiss und die Werkleitung.

Und alle es sich gemeinsam ausgedacht haben.

Untereinander hin- und hergeflüstert.

In Stiller Post, in lauten Geklapper.

Und der Bademeister und die Rettungsschwimmerin.

Und die Seetangfischer.

Die mich da ganz verstrickt in ihrer Ernte liegen sehen.

Die ich da ausgebreitet habe in der Gischt.

Die aus meinen Körperöffnungen sprudelt.

Und das ganze Meer geschaffen hat.

Und der Strandrecher, der meine Schuppenberge in schöne Streifen recht.

Damit ich mein Badetuch darauf ausbreiten kann.

Das ich im Hotel vergessen habe.

Wo das steht habe ich auch vergessen mir zu überlegen.

So dass ich mir gar nicht sicher bin.

Ob es einmal eine T gab und ein Werk 1.

Oder einen X und ein Telefon.

Also denke ich mir eine Bar.

Da kann ich ertränken was nicht ertrinken kann.

In der eigenen Gischt.

Im zugeschriebenen Meer.

Im Sand der Verschwörung.

Gegen die ich machtlos bin, doch

Die mich nicht entmachten kann, doch

Die ich mitgebracht habe, doch

Die ich selbst entfacht habe, doch

Die ich Aufschreiben muss

Und in einer Glasflasche versenden.

Ans Meer:

29 Jan

Werk 1

Mensch Xaver,

 

fehlende Absätze – so im Werk 1, so in beiliegendem Text, das von merkwürdigen Begebenheiten daselbst berichtet –, machen es beinahe unerträglich. Kann Fehlendes überhaupt tragbar sein? Kann Fehlendes getragen, sich betragen und überhaupt: ertragen werden? Gemeint sei hier: Fehlendes als Mangel, als das, was immer zu wenig ist. Das, was bleibt, was übrigbleibt, wenn alles da und schon wieder weg ist. Vielleicht liefert dir, lieber Leser dieses Briefes und des beiliegenden Werkes, der du hier den zugegebenermassen etwas generischen Namen Xaver trägst, die Lektüre des Werkes eine Antwort auf die dir – durch dieses Werk – aufgezwungene Frage.

 

Falls nicht, seis drum.

Dein Werk 1.

Read More

08 Dez

Sie nannten sie Alaska

Im Juli 2014 hat Die Perspektive eine strunz murrlige Kurzgeschichte von mir in der Ausgabe zum Thema »Wenn es dich stört, warum tust du nichts?« veröffentlicht: »Sie nannten sie Alaska«

… Einmal versuchte ich, ihr Gesicht zu zeichnen. Aber auf der Skizze wirkten ihre Backen und selbst die Nase und die Lippen irgendwie ausgebeult. Ich konnte ihre Geometrie nicht festhalten. Das Gesicht und die glatten Haare – das war alles nur Kulisse für ihre Augen, auch sie braun und ganz unbegreiflich. Sie gaben mir ein Gefühl, als könnten sie mich sehen; und all ihre Gesichtsausdrücke, ihre Worte, selbst die Körperhaltung waren wie mit dünnen Fäden mit diesen Augen verbunden, und entstanden und zerfielen nur für sie …

Weiterlesen: dieperspektive.ch/wordpress/sie-nannten-sie-alaska/

26 Okt

La poésie d’abord et pour toujours

La poésie d’abord et pour toujours
La poésie nous berce dans le sommeil
La poésie transperce nos cœurs
La poésie nous transporte ailleurs
La poésie fait couler l’eau dans nos paysages imaginaires
La poésie nourrit les têtes en l’air
La poésie rime avec tant pis
La poésie nous aide à digérer les vicissitudes de la vie
La poésie donne du goût à la solitude
Rêveurs dans tout le monde, chantez la multitude !
La poésie me fait penser à ta voix douce
La poésie d’abord et pour toujours !
Vive la poésie !

26 Okt

Individualverkehr

0erjahre
setzte sich einfach
ins Auto
(nach mehrmonatiger Ausbildung)
fuhr nach Berlin
stundenlang
rußend
hunderte Kilometer
ohne führendem Gleis
ohne smartgrid und copilot

Das Fernlicht
bei Gegenverkehr
abblendend
immer nur einen Moment zu spät

0ft über Stunden in
stockender Freiheit
die Risiken
im Rückspiegel eingefangen
unerdenklich

Langsam lehrten sie den Autos
miteinander zu sprechen

27 Sep

An einem Tag wie diesem

An einem Tag wie diesem, dem 290. im Jahr, kann viel – oder auch nichts – passieren. An Herbsttagen wie diesem scheint zumindest manchmal die Sonne, und manchmal regnet es, oder der Wind weht durch die Gassen der Stadt. Fast ist es still an diesem 27. September. Die Zeit der Gewitter ist vorbei, und der Sommer grüsst nur noch von weitem. Die Dunkelheit breitet sich langsam aus und die Kastanien fallen zu Boden, ungefragt und ohne dass sie damit etwas sagen wollen. Read More