06 Feb

Zugelassen

Karena Weduwen

Zugelassen

Laissez faire“ raunte es mir zu und schaute dabei ziemlich allwissend. Das verärgerte mich so sehr, dass ich meine Nase rümpfte und meine Stirn anhob, sich in Falten zu legen. „Ist es denn nicht etwas zu gelassen, diese vielversprechende Tür zuzulassen?“ erschrak meine Vorsicht. Derweil hatte eine der stets wachsamen Visionärinnen mit großen Buchstaben auf ein Banner gebracht: „Eines Tages wirst Du mit dem Kopf durch die Wand müssen, wenn Du nicht hier und jetzt eintrittst“. Mit dem Gestus einer leidenschaftlichen Idealistin, die sie war, schwenkte sie ihr Banner und wenn man sie so betrachtete, fiel das „Närrin“ in „Visionärin“ ins Gewicht. Ihr ungeheuerlicher Stolz darauf, den strahlensten unter den Wissensklängen zu singen, erstickte ihre anklingende Lächerlichkeit wie immer im Keim. Während sich mein Verstand noch über das grammatikalische Sosein des Gehörten bekümmerte – „3. Person und Infinitiv, nein!, ja?“ – fand es, das Leben nämlich, eine aufmerksameren Zuhörer in meiner Magengegend. Dort betrachtete etwas das Vernommene mit staunender Neugierde, nahm die eifrige Fußnote über Peter Gross‘ Begriffsprägung der Multioptionsgesellschaft nur von Ferne wahr und klinkte sich mit schweizerdeutscher Onomatopoesie in den Redekreis ein: „Aha! Ist es etwa gar nicht so verschieden – zulassen und zulassen?“. Mit einem zufriedenen Schmunzeln besänftigte es das Gerede und freute sich schon ein wenig auf die nächste Böe.

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