17 Jun

Eine cyberdadaistische Manifestation

von Stefan Scheidegger & Samuel Eberenz

Vorgetragen auf dem Workshop »Translatieren?«, 06.06.2015


 

Sagen wir, jedem Text wohne ein Geist inne – was macht diesen Geist aus? Der Geist ist fluid, das heisst: nicht fassbar. Er manifestiert sich im Text aus der Intention und den Kontexten der Verfasserin, den Leseerfahrungen des Lesers, seinem Umfeld, vielleicht aus all dem, was seine Lektüre prägt. Man könnte aber noch ein weiteres fluides Merkmal hinzufügen: Der Geist ist zugleich an- wie abwesend: im Sinn, in der Narration, in Verweisen, im Jargon, der Rhythmik, dem Temperament und der Stimmung… Der Geist eines Textes ist eben all das, was uns einerseits einen Text verstehen lässt und sich zugleich unserem Verstehen widerspenstig entgegenstellt.

Beim Translatieren, wie wir es praktizieren, wird ein Ausgangstext mithilfe statistischer maschineller Übersetzung, wie Google Translate, durch verschiedene Sprachen hindurch übersetzt, von einer Sprache in die nächste und letztlich zurück in die Ausgangssprache. Er wird also Kraft der Algorithmen verfremdet; Und zwar entlang der häufigsten Übersetzungen der einzelnen Satzbausteine zwischen den durchwanderten Sprachen. Ein solches Translat, d.h. ein so translatierter Text, liest sich meist wunderlich, fragmentiert in Bezug auf Syntax, Bedeutungszusammenhänge und Narration, aber auch Jargon, Rhythmik, Temperament und den Gebrauch von Sprachbildern.

Diese Brüche in Aspekten des Texts, in Aspekten, welche bei der Lektüre für gewöhnlich als Grundelemente von Lesegenuss und Textverständnis auftreten, sind das Ergebnis einer programmierten digitalen Lesart, der Lesart der Übersetzungsmaschine, die andere Schwerpunkte setzt, als menschliche Leser_innen – eben auf die in einem Korpus von Texten und Übersetzungen am häufigsten vertretenen Relationen zwischen Ausdrücken in verschiedenen Sprachen. Die Übersetzungsmaschine liest den Text assoziativ analog zu menschlichen Leser_innen, jedoch folgen die Assoziationsketten einer grundlegend anderen, quantitativeren Logik und bedienen sich eines anderen Wissenskorpus.

Um zum Geist des Texts zurück zu kehren:

Apparate und Geräte sind  nicht in der Lage Sinn zu verstehen, sind pure Logik. Sie arbeiten sich an Sprache als Material ab und haben kein Sensorium für feinstoffliches, wie Bedeutung, Sinn und Geister. So kann man sagen, dass die maschinelle Sprachverarbeitung  die Sprache stellt und damit ihren Geist austreibt.

Die maschinelle Übersetzung und die damit einhergehende Fragmentierung stellen einen Sinnverlust dar. Zugleich fehlt auch die Anwesenheit einer intentionalen Verfasser_in. Die maschinelle Übersetzung treibt also dem Text seinen ursprünglichen Geist aus, oder aber pluralistisch gedacht, all seine ursprünglichen Geister und Dämonen. Doch was bleibt zurück? Ein sinn- und geistloser, ein toter Text? Ein untoter Wiedergänger? Mitnichten! Und wäre dies eine performative Lesung und keine Tagung, so würden wir diese Ausführungen hier unterbrechen und Translationen sprechen lassen.

Übersetzung bleibt. In der Tat kann es voll, und viele der Daten zeigte ein Stück mit verschiedenen digitaler Form miteinander verflochten. Sie verändern die Vereinbarung scheinbar unverbunden, um in Kraft treten.

Fahren wir aber fort!:

Der translatierte Text ist nicht von allen guten Geistern verlassen. Er ist vielmehr geradezu überbevölkert und durchsetzt mit digitalen Assoziationen, mit Sinnbruchstücken und Sprachfiguren aus verschiedenen Kontexten. Mit implizit bleibenden diskursiven Verweisen, die bald zufällig erscheinen und gleichzeitig  einer inneren Notwendigkeit folgen.

Diese Geister stammen aus dem digitalen Kanon des Korpus der Übersetzungsmaschine.

Die sich alles einverleibenden Maschine bannt die  Geister der Texte und Übersetzungen des Korpus in das Translat. Es sind dies die Mini-Irrlichter der Verbesserungsvorschläge von Nutzern des Tools und die gewaltigen Medialitäten von UN-Vollversammlungen und literarischen Klassikern. Sie alle haften den Sprachbausteinen an, welche die Maschine mit programmierter Methode aus dem sich ständig wandelndem und wachsendem Korpus auswählt und in einen neuen Text giesst. Sie spuken im neuen Text, ein ganzer Chor entwurzelter Geister, die einen schaurigen Klang erzeugen, der nur ungläubigen Materialisten als unterhaltsamer Humbug erscheinen mag.

Doch wie ist das Verhältnis zwischen dem Ausgangstext PuTTY , dem Original, wenn man so will, und dem Translat, dem neuen, translatierten Text? Ist das Original nur noch in der Textmaterie als Gerüst vertreten? Als zerfledderter roter Faden? Doch wer würde es wagen zu behaupten, dass ein roter Faden keine Manifestation des urpsrünglichen Geistes ist? Der Geist des Originals ist nicht gänzlich ausgebtrieben. Er zieht stumm, weil seiner eigenen Sprache beraubt, durch die von fremdem Geistern bevölkerten Hallen seines entweihten Tempels.

In welchem Raum befindet sich das Translat mit seinen Geistern? Woher spricht es? Was also ist sein ontologischer Status, seine Seins- und Existenzweise? Sein Raum, sein Ort scheint ein Zwischenraum zu sein. Obwohl eine Halle, ist es ein Transitort, ein leerer – oder scheinbar leerer –  Durchgangsbahnhof vielleicht. Ein Nichtort, ein Dazwischen. Und genauso haben auch diese Texte einen Zwischenstatus. Ihre Stimme ist schwach und fragil und gleichwohl ist das Original als fernes Echo eben noch zu vernehmen, aber als ein gebrochenes und polyphones. Es sind also Texte, die – gerade an ihren Rändern – sehr fragil sind, die zuweilen abreissen, abbrechen, Differenzen setzen aber auch  ausufern im Ozean der Bedeutungs- und Differenzlosigkeit. Diese Fragilität, ihr Oszillieren zwischen dem zerbrochenen Original und ihrer noch-nicht-Existenz ruft nach der Bannung des Spuks. Und Spuk zu bannen, heisst den Text als Gespenst im eminenten Sinne zu begreifen als Überredung, Eingebung, als eine Stimme also, die für sich – und nur für sich – spricht.

In unserer eigenen poetischen Auseinandersetzung mit Translaten haben wir bisher zwei Wege gefunden, den Spuk in dem Sinne zu bannen, dass wir die Texte wieder greifbar, also zum Lesen interessant, machen. Die erste Möglichkeit besteht darin, den Text durch Post-Editing weiter vom Ausgangstext zu entfernen und die Fragmente in eine neue, kohärente Form zu weben. In diesem Textil entsteht so ein neuer roter Faden und die fragmentarischen Geister der Translation werden mit dem Text in Einklang gebracht und zu einem neuen geformt. Der neue Text funktioniert nun eigenständig. Ausgangstext und Translation sind für die Lektüre des Produkts unerheblich, sie waren lediglich Inspirationsquellen im Entstehungsprozess.

Die zweite Möglichkeit  besteht hingegen darin, das Translat mit dem Ausgangstext zu framen. Der Geist des Originals, der im Translat seiner Sprache beraubt und nicht mehr wahrnehmbar war, wird durch das Nebeneinanderstellen beider Texte wieder sichtbar. Er wird durch die geframte Lektüre wieder-erkannt und verleibt sich die fragmentarische Geisterhorde der Translation ein. So lässt sich der Text – erweitert und verfremdet – wieder verorten. Einerseits ist  das Translat ein Update des Originals im Zeitalter seiner digitalen Reproduzierbarkeit, kommentiert es, schreibt sich in ihm ein und überschreibt es – und umgekehrt ist auch das Original Kommentar zum neuen Text.

Lasst mich diese doppelte Relation an einem kurzen  Beispiel erklären. Es ist ein kurzer Imperativ, der es qua seines Ausrufezeichens ist, mit dem Wortlaut “News and much more!” – In diesen vier Worten hören wir entweder den von Werbetextern verfassten Schlachtruf einer Internetfirma oder aber den Aufschrei einer auf Nachrichtenwerte fixierten Gesellschaft. Bezeichnend für das Translat ist alleine schon die Tatsache, dass wir ohne Kontext den Satz sowohl affirmativ als auch kritisch lesen können. Die Referenz bleibt uneindeutig, ist gebrochen, was gerade die Frage nach ihr aufwirft. Welche Stimme spricht sich darin aus?  Worauf beziehen sich die “News and much more!”? Der Ausgangstext, also das Original, welches durch alle auf Google Translate verfügbaren Sprachen gescheucht wurde um zu “News and much more!” zu werden, ist Kants Kategorischer Imperativ. – – – Diese zusätzliche Information, das Framing mit dem Ausgangstext, löst sofort eine Menge neuer Assoziationen aus. Einerseits können wir das Translat als zynisches Update des Kategorischen Imperativs lesen. Andererseits können wir den neuen  Imperativ “Neuigkeiten und vieles mehr!” mit Kant kommentieren: seine 230-Jahre alte Stimme ruft uns dazu auf, nicht einfach einer an Welt verlorenen Neugierde zu fröhnen, für deren Stillung die einzige Qualität jene der Neuigkeit ist. Kants Imperativ befiehlt uns, wenn wir frei sein wollen, was unsere Pflicht ist, im Sinne des Kategorischen Imperativs zu handeln, während das Translat nur auf Aktualität verweist und jegliche Qualitäten, wie Werte, moralische Appelle, Sinn und Bedeutungen in der schieren Quantität des differenzlosen und verallgemeinernden “much more!” untergehen.

Unsere poetische Suche ist noch nicht an ihrem Ende angelangt. Wir fragen uns, wie eine dritte Möglichkeit aussehen könnte, um ein Translat zugleich im Spuk des Zwischenraums zu belassen und doch greifbar genug zu machen, so dass es auch ohne das Konzept der Translation zu kennen und damit auch ohne dem Framing durch das Original für sich stehen kann.

24 Mai

Ehe Mal

Ehe | ich ihr | Verlies

Waren | wir | zwei | mal | glücklich

Zu | Frieden | hat es nicht gereicht

Scheiden sich die Geister

24 Mai

Pottery Slam (gänzlich ungeeignet zum stillen Konsum)

 

Gestern hab ich den Paarreim entdeckt /

Itzt schreib ich Gedichte, auch wenn’s oft aneckt /

Es handelt sich dabei übrigens um moderne Mingel-Paare /

Die leben oft in Fernbeziehung und häufig kommt der eine gar nicht mehr wieder und wenn doch, dann nach so langen Silben, dass man schon gar nicht mehr merkt, wie ich geschummelt habe /

Ich reime also gut und munter /

Und damit man auch hört, dass sich wieder ein Paar gefunden hat, geh ich immer am Ende mit der Stimme runter /

Für meine Scam-Poetry mische ich KIZ mit Hölderlin /

Und manchmal noch ein bisschen Yellow Submarin /

Autsch! /

Der letzte Reim krümmt sich unter Schmerzen /

und schaut mich vom Papier aus bekümmert an /

Er seufzt und sagt: „Wer heute noch reimt, muss wirklich gute Gründe haben, /

gerade als Germane sollte man auf Stabreime bauen und nicht auf ungleiche Paare.“ /

Er fragt mich, was ich von Hölderlin denn drinnen habe /

Und warum ich „habe“ schon dreimal als Endreim genommen habe /

Ich zögere, mache einen Witz über konservierte Fäkalien, und sage /

Von Hölderlin die betonte erste Silbe und zweitens, weil ich es so empfunden habe /

Der Reim runzelt den Gleichklang, scheint besorgt, /

er sagt: „Das nennt man Auftakt.“ /

Ich schreibe es auf /

Er sagt: vier mal habe“schaut mich unheilvoll an /

Plötzlich stehen die Reime nackt vor mir auf, /

ein trauriger Haufen richtet sich auf: /

entdeckt aneckt /

Paare habe /

munter runter /

Hölderlin Submarin /

habe habe /

sage habe /

auf auf /

Kerl! Was denn los sei? fragen die Wortgeister im Chor: /

Ob er noch bei Trost sei, dies als Lyrik vorzutragen? /

Recht haben sie: Ich werde von nun an statt mit Poetry Scam mit Prosa Spam aufwarten: /

Zusammenkombiniert aus Statusmeldungen und Ratgebern für urbane Bierschlucker in Ausbildung, Orient und Orientierungsphase /

Das ganze Gewurstel dann durchrythmisieren wie den Gletscherexpress und nach Strich und Faden aufspannen /

indem ich dabei nur noch wie bei hundert Metern Freistil schnischnaschnappi-atme. Ich werde lauter rhethorische Fragen stellen und in einer Kneipe voll Hedonisten erzählen, dass man im Sommer aufgesprungene Lippen küssen müsse um wirklich gelebt zu haben /

Doch statt abzuheben, zu schweben, beginnt mein Text mich gemächlich an einer verspiegelten Wand entlang abzuseilen. Ich kann brüllen und schreien. Unten angekommen bin ich allein. Ich schaue zurück und erkenne: Meine Punchline hält mich für dumm /

Er rief zu uns nicht ohne Höh’n: /
Das ist nicht schon!
/
Ein Leben ohne gute Tode,
/
Ein Warten auf die schnelle Tat,
/
Wer will das schön?
/
So rief er von seinem Hohn.
/
Doch er selbst tötete nichts
/
Bis ihn dann die Tage taten.
/

Bravo“ höre ich sie sagen /

Die billigste Waffe des Schreibers: Selbstironie.“ /

Recht hat er. Jetzt ist Zweifeln angesagt. Ich betrachte mein Spiegelbild stundenlang und ekel mich, einfach weil ich das mit dem Ekelspiegel schon so oft gelesen habe /

Der Spiegel lacht, es klirrt nicht mal gemein: /

Er sagt, er fände meine Vergleiche schön wie eine Rose und meine Sprache ganz geil. Klar, ich bin keine blonde Frau, aber wär doch alles halb so wild /

sagt er, er ewarte nur ein bisschen carpe diem mit Selbstreflex und ein provokantes Bild /

Oje! Da kommen schon wieder Paarreim aus den Fugen gekrochen. Wild und Bild blitzen mich an, toben, als hätt ich was verbrochen /

Sagen: Kerl! Das kann doch nicht alles gewesen sein“ /

Das Leben: wirklich hundsgemein /

Ich betrachte mein Spiegelbild stundenlang und ekel mich, einfach weil Refrains hier eine starke Lobby haben /

Doch sechs Minuten sind noch immer nicht vorbei. Ich versuche also weiter mit klobigen Fingern die Seelenharfe anzuschlagen. Die Seele. Die Rosaroten Rosenblüten /

Doch, oh weh, es klingen keine Harfenklänge, stattdessen tausend wütende Silben, die freie Liebe fordern und sich ganz ohne mein Zutun paar’n /

und meine rostige Metrik zum entgleisen bringen /

Ich reagiere sofort, setze auf Inhalt, sage etwas efrauzipiertes über Dativ, Liebe, Bart und Bauch, erzähle eine Anekdote über Strassenlaternen und Substanzenmissbrauch. Dann mache ich noch einen Outsiderwitz über schwizer-dütsche Dialektik. Das macht rebellisch und erwachsen, hipp ohne Hippster zu sein, ich fahre ohne Licht, ein Spiessrutenlauf zwischen verlorenen Nebensätzen, unnötigen Semikola, ich beuge mich unter einer genrèfremden Regieanweisung durch, verliere den festen Satzbau unter der Feder, wanke irrlichternder Apostrophitis entgegen, stolpere über eine ausgestreckte Fussnote und breche mir das Ego auf Seite drei unten /

Im Spital findet ein Slam statt, Monat für Monat. Hier muss ich aufstehen, gehen lernen /

Doch was bleibt mir zu sagen, fiebrig auf der Bühne, vor mir ein Meer aus geputzten Gesichtern. Auch Freunde warten, in rosatoren Bademänteln und winken mir vorm Scheinwerfer zu. Was bleibt zu sagen, im grellen Licht, neben Prosa Spam und Poetry Scam – was zu ertragen? /

Für heute habe ich mir folgendes ausgedacht: /

Ich gründe eine Rosa Gang und betreibe Pottery Slam, /

schlage im Finale einen Salzstreuer kaputt /

und flüster am Ende: /

Scherben bringen Schutt” /

Dankeschön.

06 Feb

Zugelassen

Karena Weduwen

Zugelassen

Laissez faire“ raunte es mir zu und schaute dabei ziemlich allwissend. Das verärgerte mich so sehr, dass ich meine Nase rümpfte und meine Stirn anhob, sich in Falten zu legen. „Ist es denn nicht etwas zu gelassen, diese vielversprechende Tür zuzulassen?“ erschrak meine Vorsicht. Derweil hatte eine der stets wachsamen Visionärinnen mit großen Buchstaben auf ein Banner gebracht: „Eines Tages wirst Du mit dem Kopf durch die Wand müssen, wenn Du nicht hier und jetzt eintrittst“. Mit dem Gestus einer leidenschaftlichen Idealistin, die sie war, schwenkte sie ihr Banner und wenn man sie so betrachtete, fiel das „Närrin“ in „Visionärin“ ins Gewicht. Ihr ungeheuerlicher Stolz darauf, den strahlensten unter den Wissensklängen zu singen, erstickte ihre anklingende Lächerlichkeit wie immer im Keim. Während sich mein Verstand noch über das grammatikalische Sosein des Gehörten bekümmerte – „3. Person und Infinitiv, nein!, ja?“ – fand es, das Leben nämlich, eine aufmerksameren Zuhörer in meiner Magengegend. Dort betrachtete etwas das Vernommene mit staunender Neugierde, nahm die eifrige Fußnote über Peter Gross‘ Begriffsprägung der Multioptionsgesellschaft nur von Ferne wahr und klinkte sich mit schweizerdeutscher Onomatopoesie in den Redekreis ein: „Aha! Ist es etwa gar nicht so verschieden – zulassen und zulassen?“. Mit einem zufriedenen Schmunzeln besänftigte es das Gerede und freute sich schon ein wenig auf die nächste Böe.

03 Jan

Traumberufe 2

Tagträumer bei Nacht
Nachtwächter bei Tag
Armleuchter im Solarium
Schirmherr im Regen
Herrscher der Schären
Herrscher der Scheren
Messdiener mit Zollstock
Zöllner in Sabamidastan
Zöllner des Respekts
Speckes im Schweinemagen
(Man schmeckt die Redundanz)
Vermögender Nichtsnutz
Sonntagsfahrer im Montagswagen
Beeindruckender Impressionist
Expressionist in der Druckerei
Drückeberger im Bergwerk
Tagungsleiter unter Tage

Tag
Nacht
Arm
Schirm
Herr
Herr
Mess
Zöll
Zöllner
Speck
(Man
Vermö
Sonn
Beein
Express
Drücke
Tag

24 Nov

Traumberufe

Buchhalter einer Buchhandlung
Sicherheitsbeauftrager einer Versicherung
Manager einer Manege
Ermittler im Mittelstand
Standesbeamter im Ruhestand
Bestatter im Staatsarchiv
Stadtschreiber im Exil
Informatiker am Infoschalter
Telefonist im Fernsehen
Seezunge im Wattenmeer
Wärter im Wartesaal
Rezeptionist einer Apotheke
Restaurateur im Restaurant
Hauswirtschaftslehrer der Leere
Wirtschaftsmathematiker beim Schaffen
Übersetzer auf einer Fähre
Polizist im Porzelanladen
Schläger am Schlagzeug
Zeuge im Zeughaus
Hausierer zuhause
Pflaumenopa in der Oper
Hotdog mit Schinken
(Man schmeckt die Redundanz)
Offizier im Büro
Laminierter Lamentierer
Internist im Ministerium für Inneres
Bestimmer des Stimmvolkes
Parlamentarier im Parlament mit Transparent
Buchhalter einer Buchhaltung

Traum

Buchhalter einer
Sicherheitsbeauftrager einer
Manager
Ermittler i
Standesbeamter
Bestatter i
Stadtsc
Informatiker a
Telefonist
Seezunge in
Wärter
Rezeptionist e
Restaurateur
Hauswirtschaftsle
Wirtschaftsmathematiker
Übersetzer auf
Polizist im
Schläger a
Zeug
Haus
Pflaumeno
Hotdog
(Man schmeckt
O
Laminierte
Internist im Minister
Bestimmer des
Parlamentariers
Buchhalter eine

 

19 Okt

Eins

Eins

Du hast mein Herz gemagen, zielend auf keins.

Mein Mund machst du in Augen, es blinzelt, eieiei,

verteidigt ohne Grund der Ohren Ohren, der Wangen Wangen,

der Lippen, der Frisur egal, das Haar kürzer,

ungeschnitten, nass auf dem Boden.

Fliehend auf zwei hoffende Augen –

Wilde friert, vom Warten vereist, von Worten,

von Gesten verraten: Ein in Papier geritzter,

ein psychosomatischer, ein Fehler zwischen

menschlicher Strategie. Ein ernster Pipi.

Auf drei Worte hoffend / Auf Wider schaun

 

Samuel Eberenz, Januar 2013

S.A. Agulhas II

14 Okt

Von dem Definitionen

Ein Aspekt, den Poesie und Philosophie gemein haben, ist das Ringen mit der Bedeutung der Wörter.
Da gibt es nicht nur Ringelringelrei und Griechisch-Römisch, sondern viel mehr, wie etwa Schwingen, Sumo-, Hände- und Rettungsringen, und, nicht zu vergessen, das Auswringen.
Inwieweit sich dabei die poetische mit der philosophischen Praxis vereinen lässt, frage ich lieber erst gar nicht. Oder ich frage Stefan, der antwortet dann vielleicht mit einem “hmm”.
Was auch immer das dann wieder heissen mag.

12 Okt

Morning Meditation

a monk among monks
did it – possibly wrong
depicted a moon
it was cold, pale, and small

turning back to the sun
a star among stars
humming a tune
we can hear when we

turn off the world
threw him on his head
as he tried to get up
he fell straight back to bed